Und so stand nur dieser PFC Ingram vor mir , grinste mich an und drückte mir unter anderem diese “gelbe” Platte in die Hand mit den Worten “She’s Really Bad!”. Ja - und das war sie damals wirklich auch. Es ist eines der Platten-Cover, das sich auch über Jahre hinaus in die Seh-Nerven einbrennt.
“This Is Niecy” war das Debut Album von Deniece Williams. Produziert von Maurice White, war sie im gleichen Jahr einer der Shooting-Stars und offenbarte ein Riesenpotential zum Superstar. Diesen Status konnte sie aber - auch aufgrund von nachfolgenden nur noch mittelmässig produzierten Alben - leider nie aufrecht erhalten. Zum Album:
Der jazzige funky Einstieg von “It’s Important” erinnert stark an das “Wunderland” der Emotions und zeigte, welchen Einfluss der CEOoEWF (= Chief Executive Officer of Earth, Wind & Fire) auf die Musik hatte. Der Song swingt, die “cleanen” Licks von Gitarrist Al McCay und das Horn-Arrangement sind die Zuckerstücke in diesem ersten Soul-Cocktail.
Zu Beginn von “That’s What Friends Are For” packt der gute Al seinen “Wes Montgomery” aus, der wunderschöne Midtempo-Groove hat sich spätestens nach dem dritten Hören zum Ohrwurm entwickelt. Schade nur, dass der Song - als er gegen Ende so richtig Fahrt aufnimmt - schon wieder zu Ende ist. Wo bleibt hier der ultimative 20minütige Late-Nite-Remix?
Bei “Slip Away” dominieren die Bläser und treiben das funkbetonte Stück zum Abschluss der ersten Plattenseite. “Cause You Love Me, Baby” ist ein süsser, dicker und unerreichter funky R’n’B (nicht zu vergliechen mit dem heutigen schwammigen R&B) mit einer hervorragenden Performance on Niecy. Spätestens hier hört man, wo Mariah Carey ihre höchsten Koloraturen geklaut hat.
Das Highlight der Platte ist die traumhafte Ballade und ihr damaliger TOP-Hit “Free”. Danach muss mich meine Frau immer in die Gefriertruhe setzen, weil ich spätestens nach der Textzeile “my magic oceans of love” (schön zweideutig, gell?) immer vollständig dahin geschmolzen bin. Eienr meiner Ultimate Love Soul Songs (nach “Me And Mrs. Jones” von Billy Paul natürlich). Den Song hat Deniece June Williams übrigens zusammen mit Nathan Watts geschrieben. Ein Lausmädchen Streich erster Güte.
Glockenhelle Falsettos begleiten das Outro und bilden den perfekten Übergang zu bestem Earth, Wind & Fire - Funk a la “Serpentine Fire”, der in dieser Version hier aber “Watching Over” heisst. Niecy wechselt von Kanarienvogel zu majestätischem Adlerfrollein. Oscar Brashear stimmt uns trompetend gemeinsam mit dem Fender Rhodes von Jerry Peters ein für das Finale “If You Don’t Believe”. Hier packt die schwarz-gelb gewandete Cover-Schönheit noch einmal alles aus, was sie drauf hat. Emotion pur. Das 2007er Remastering bietet übrigens als Bons die damalige Single-Version von “Free”.
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